Bienwald-Marathon 2010

Laufberichte 2010

Bienwald-Marathon in Kandel am 14.03.2010

 

Ein Laufbericht von Wolfgang Olbrich

 

Eigentlich sollte Kandel mein erster läuferischer Jahreshöhepunkt werden. Das Training fing im Januar ganz gut an und ich freute mich auf die weitere geplante Vorbereitung mit viel Tempo, einigen Aufbauwettkämpfen auf den Unterdistanzen und den Wettkampf selber.


Wie so oft, kam leider alles anders als geplant. Nach einem sehr guten 10 km-Wettkampf mit neuer persönlicher Bestzeit in 42:10 min. und einem 15 km-Wettkampf aus dem vollen Training heraus in 1:04h holte ich mir über die Karnevalstage einen fetten Magen-/Darm-Infekt, der mit Antibiotika bekämpft werden musste. 10 Tage kein Lauftraining und danach lief es mehr schlecht als Recht.

 

Im gesamten Februar war somit meine längste Laufstrecke gerade mal 22 km, im März einmal 23 km und das war 6 Tage vor dem Marathon selber. Tempotraining war auch nicht wirklich drin und ich haderte vor allem im Laufe der letzten Woche ständig, ob ich mir das wirklich antun sollte.

 

Naja, da die LG DUV im Rahmen des Marathon an den Pfalzmeisterschaften teilnehmen wollte (die LG DUV ist dem Leichtathletikverband Pfalz angeschlossen) und ich als Sportwart alle „angestachelt“ hatte, doch dort zu melden, konnte ich irgendwie nicht kneifen.

 

So kam es, dass ich um 5:55 Uhr am Sonntag morgen den Zug in Richtung Kandel (über Mannheim und Karlsruhe) bestieg und gegen 8:22 Uhr am Bahnhof ankam. Auf der Anfahrt traf ich noch Klaus „Keule“ Neummann im Zug, der dann auch den Weg vom Bahnhof zur Bienwaldhalle kannte.

 

Die Bienwaldhalle und die daran anschließenden Sportanlagen sind in einem beneidenswert guten Zustand. Eine sehr gut vorbereitete Startkartenausgabe, Frühstück, Kuchen und andere herzhafte Möglichkeiten des Schlemmens waren vor Ort. Genügend Sitzmöglichkeiten und eine schön dekorierte Bühne für die anschließenden Siegerehrungen rundeten den sehr guten Gesamteindruck ab.

 

In der Turnhalle selber fand eine Marathonmesse statt und die Umkleiden der Herren waren ebenfalls in der Halle selber. Die Damen mussten dafür 2-300 Meter weiter ins Schulzentrum. Vor Ort traf man dann auch auf die Vereinskollegen. Hans-Uwe Zietlow fand mich in der Turnhalle, Petra Marton und Lebensgefährte Marti Rudolph fand ich am Halleneingang. Es waren noch eine Menge anderer Bekannter vor Ort und ich hatte schon irgendwie das Gefühl auf einer Ultralaufveranstaltung zu sein, da so viele bekannte Gesichter da waren.

 

Inzwischen war ich umgezogen und haderte noch mit dem Anfangstempo, welches ich angehen wollte. Ich dachte dann, ich gehe einfach mal einen 5er-Schnitt an und versuche den so lange wie möglich zu halten. Gut gehen konnte es ja nicht, denn ohne lange Einheiten und ca. 30 Wochenkilometer im Februar war das schon eine Harakirieinstellung, die ich normalerweise nicht mag. Aber egal, allen guten Vorsätze was Renneinteilung und Trainingswissen angeht über den Haufen geschmissen und in Richtung Startblock gegangen.

 

An den einzelnen Startblocks waren entsprechend der Wunschzielzeiten eingeteilt und ich reihte mich dann Frecherweise in den Bereich 3:10 – 3:30h ein. Als realistisch hätte ich eine Zeit um die 3:45h eingeschätzt und auch die nur mit Quälen…

 

Pünktlich um 10 Uhr erfolgte der Startschuss und das Feld setzte sich langsam in Bewegung. Ich überlief nach 38 Sekunden die Startmatten und mir war schon ziemlich mulmig. Bei Kilometer eins schaute ich dann erstmals zur Uhr. Die zeigte 4:50 min. an und ich dachte mir nur, dass dies mit Sicherheit zu schnell sei. Petra Marton schloss zu mir auf und wir liefen die nächsten beiden Kilometer zusammen und fragten uns gegenseitig nach der Renntaktik. Petra wollte einen 5er-Schnitt, auf keinen Fall schneller, angehen. Also eigentlich genauso, wie ich. Ich lief allerdings weiter meinen 4:50er-Schnitt und Petra ließ dann abreißen. Ich glaube so bei km 10 habe ich dann erst wieder auf die Uhr geschaut und ich lief immer noch unter einem 5er-Schnitt über die erste Zeitmatte. Ich fühlte mich noch sehr wohl und ließ es einfach weiter rollen.

 

Irgendwo zwischen km 12 und 13 (?) verließen uns die mitgestarteten Halbmarathonis und es wurde deutlich ruhiger im Feld. Angenehm! Gelaufen wird übrigens immer auf asphaltierten Straßen und die Strecke ist absolut flach. Geprägt wird die Strecke durch 2 große Wendestrecken. Es geht auf einer Landstrasse zunächst ca. 18 km raus aus Kandel und dann die gleich Strecke bis km 21 zurück, dort macht man dann einen Schlenker nach rechts, um 5 km raus und auf der gleichen Strecke wieder 5 km zurück zur Landstrasse zu laufen. Danach geht es dann die letzten 11 km rein nach Kandel, überwiegend auf der gleichen Strecke, wie man hingelaufen ist. Also alles in allem keine wirklich landschaftlich abwechselungsreiche Strecke. Dafür aber wie bereits erwähnt brettflach, super gut zu laufen und somit ideal für Bestzeiten. Mit kam die Strecke nie langweilig oder monoton vor. Allerdings habe ich damit eigentlich nie Probleme, wenn ich auf Zeit laufe, da ich dann ständig darauf achte, mein Tempo zu halten und ausreichend zu trinken. Die Verpflegungsstellen waren übrigens alle 5 km vorhanden und boten neben Iso noch Wasser und warmen Tee. Letzterer war echt klasse. Durch die warme Temperatur war er sehr magenfreundlich. Ab km 30 gab es dann auch Cola. Die hätte ich mir allerdings spätestens ab km25 gewünscht. Das Iso habe ich nicht angerührt, da ich es nicht kannte und mit Iso-Getränken eher schlechte Erfahrungen gemacht habe. Bei langen Wettkämpfen „lebe“ ich eigentlich von einer Mischung aus Cola und Wasser (2 zu 1), sowie einem Gramm Salz auf ein Liter dieses Gemisches. Damit komme ich bis 100 km sehr gut über die Runden. Bei noch längeren Wettkämpfen esse ich unterwegs auch etwas.

 

Vielleicht noch kurz zum Laufwetter. Es war vielleicht ein wenig kühle, ca. 6° Celsius und stellenweise ein wenig kalter Wind. Jedoch durchgängig trocken und bei richtiger Laufkleidung annähernd ideal.

 

Aber zurück zum Lauf. Halbmarathon durchlief ich in 1:42h und fühlte mich immer noch sehr gut. Mittlerweile war ich echt erstaunt, dass ich das Tempo so lange halten konnte. Als ich dann nach km 30 immer noch keinen Leistungseinbrauch zu verzeichnen hatte, fing ich ernsthaft an zu rechnen. Unter 3:30h sollte nun eigentlich drin sein und das war mehr als 15 Minuten schneller, als ich mir selber zugetraut hätte. Das setzte dann scheinbar weitere Energien frei. Mit Sicherheit aber auch, dass Holger Brill, Martin Rudolph und andere an den Wendestrecken immer wieder abklatschten und so ein wirklich gutes Mannschaftsgefühl aufkam und für die lohnt es sich allemal, sich zu quälen.

 

Ab km 35 fing dann auch das „Beißen“ an, aber die letzten 7 wollte ich dann aber auch nicht mehr „abkacken“. Also Zähne zusammenbeißen und durch. Das klappte dann auch hervorragend. Nach 40 km waren wir wieder in Kandel. Ich sah Alwin Gumprecht vor mir, den ich noch vom Isarlauf und vom Baltic-Run kannte. Auf Etappenläufen ist Alwin eine Klasse für sich. Heute hatte er sich scheinbar ein wenig zuviel vorgenommen und er musste ab und an gehen. Bei km 41,irgendwas lief ich an ihm vorbei. Nun ging es schon in Richtung Stadion. Rauf auf die Tartanbahn und noch 300 Meter bis zum Zielbogen.

 

Ich stoppte meine Uhr bei 3:24:45 Stunden und konnte es kaum fassen. Meine Vereinskameraden Holger (M45) und Martin (M40) kamen in 3:14h und 3:20h rein. Für Holger bedeutete das eine neue PB im Marathonlauf. Petra Marton (W40) kam nach 3:37h ins Ziel und Hans-Uwe (M60) in 3:56h. Den Vogel abgeschossen hat unser Vereinskamerad Oliver Ruf (M35) mit hervorragenden 2:49h. Also alle LG DUV´ler unter 4 Stunden im Ziel!

 

Besonders gefreut habe ich mich für Jan Bujok. Er lief in 2:59h erstmals (?) unter die 3 Stundenmarke. Ein sehr sympathischer Läufer, den ich 2009 beim Spartathlon kennen lernen durfte. In diesem Jahr nimmt er an unserem Etappenlauf „Über die Höhen im Bergischen Land“ teil, um sich wieder voll auf den Spartathlon zu konzentrieren.

 

Wir haben dann noch zusammen 2-3 alkoholfreie Erdinger gezischt, bevor es zum Duschen und nach Hause ging. Wie die Mannschaft der LG DUV im Rahmen der Pfalzmeisterschaft abgeschnitten hat stand zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest. Ich habe die Siegerehrung auch nicht mehr abgewartet, da ja noch eine lange Bahnfahrt anstand.

 

Alles in allem also ein sehr erfolgreicher Tag für die LG DUV und für mich persönlich.